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Maren Frank: "Himmel der Liebe"

„Fliegen?“, wiederholte Nelly das letzte Wort, das ihr Vorgesetzter gerade gesagt hatte.
„Wie wollen Sie denn sonst über den Atlantik kommen? Schwimmen? Rudern?“
Sie überhörte den Spott in der Stimme des übergewichtigen Mannes. Allein das Wort hatte ausgereicht, ihre Handflächen feucht werden zu lassen. Hans Brenner hätte ihr genauso gut sagen können, dass sie von der Rheinbrücke springen sollte. Ohne Bungee-Seil.
Sie befeuchtete sich die Lippen und zählte in Gedanken bis fünf. Mehr Zeit hatte sie nicht zum Überlegen. Herr Brenner erwartete eine Antwort von ihr.
„Es ist nur, Sie haben bisher noch niemanden nach Amerika geschickt.“
Er beugte sich vor, so dass sein Bauch gegen die Schreibtischkante drückte.
„Bisher, meine liebe Frau Fischer, hat mir auch noch niemand ein so großartiges Projekt präsentiert.“
Das Kompliment ließ ihr Blut in die Wangen schießen wie eine Rakete beim Start. Sie wusste, ihr Spielzeug war gut. Aber so gut, dass Brenner einen Kontakt zu einem amerikanischen Großproduzenten dafür herstellte, hätte sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht auszumalen gewagt. Als sie es erfuhr, war sie drei Tage mit einem Honigkuchenpferdgrinsen durch ihre Zwei-Zimmer-Wohnung gelaufen. Gelaufen? Nein, geschwebt.
Das Glücksgefühl war in dem Moment abrupt vorbei, in dem Brenner verkündete, ihre Erfindung würde bei Toy for the Universe vorgestellt werden. Und niemand anderer als sie, Nelly, solle das übernehmen. Denn diese Firma hatte ihren Sitz in den Staaten. Und das hieß Fliegen. Und Fliegen wiederum hieß unmöglich für Nelly.
„Ich habe alle Daten elektronisch erfasst. Ich kann sie noch heute per Mail übersenden“, versuchte Nelly dem Unvermeidbaren zu entkommen.
Brenner winkte ab. Ein goldener Ehering blinkte an den fleischigen Fingern.
„Die wollen nicht nur die Daten, die wollen die Erfinderin persönlich kennen lernen.“
Reiß dich zusammen, befahl sich Nelly. Das war ihre große Chance.
„Und wann geht es los?“
Brenner reichte ihr Unterlagen, in denen Nelly ein Flugticket erkannte, auf ihren Namen ausgestellt.
„Morgen früh, 8:15 Uhr geht der Flieger, Sie sollten heute also früh schlafen gehen. Und dann zeigen Sie denen, was ein kleiner deutscher Spielwarenproduzent für eine fähige Mitarbeiterin hat.“

An Schlaf war nicht zu denken, weder früh noch spät. Nachdem sie sich über eine Stunde herumgewälzt hatte, stand Nelly auf, kochte heißen Melissentee mit Honig, setzte sich vor den Fernseher und wartete auf ein Wunder. Der Spielfilm über einen Flugzeugabsturz gab ihr den Rest. Heulend und zitternd hockte sie auf dem Sofa und schalt sich eine Bescheuerte, weil sie ihrem Traum selbst so sehr im Weg stand.
Mit ihren 22 Jahren sollte sie sich wirklich nicht mehr von Filmen beeinflussen lassen. Und schon gar nicht von solchen Horrorphantasien. Sie würde das durchstehen, das nahm sie sich ganz fest vor.
Nach wenigen Stunden Schlaf und mit einem noch immer ziemlich mulmigen Gefühl ließ sie sich von einem smarten Taxifahrer zum Flughafen bringen. Seine fröhlichen Scherze waren eine nette Ablenkung und als Nelly vom Airport verschluckt wurde, ließ sie sich mit dem Strom treiben.
Irgendwie schaffte sie es, den Flug zu überleben, doch als sie in New York aus dem Airbus trat, zitterten ihre Beine so stark, dass sie sich zuerst mal im nächsten Cafe hinsetzte.
Aber sie hatte es geschafft. Sie war in Amerika. Und an die Rückreise wollte sie gar nicht erst denken. Mit schweißfeuchten Händen strich sie die hellgraue Hose glatt. Sie hatte einen schlichten, aber eleganten Hosenanzug gewählt. Und wenn er nicht zu viele Falten bekommen hatte, konnte sie ihn auch für die Präsentation heute Abend anlassen.
Am Tisch gegenüber saß ein gut aussehender Dunkelhaariger. Nelly bemerkte, dass sein Blick auf ihr ruhte, dann schaute er auf die Uhr, auf ein Papier, das vor ihm lag und wieder auf sie.
Seltsam.

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